OECD bemängelt Parallelgesellschaften in Klassenzimmern
In Deutschland gelingt es seltener als in vielen anderen Ländern einheitliche Startbedingungen für Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund zu schaffen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der OECD, die in Auszügen am 19.03.2018 im Handelsblatt veröffentlicht wurde. An der Motivation kann das nach Einschätzung der OECD-Wissenschaftler kaum liegen, denn die ist bei den Jugendlichen mit Migrations-hintergrund deutlich stärker ausgeprägt als bei den Gleichaltrigen ohne ausländischen Elternteil. Auch die Herkunft spielt keine entscheidende Rolle. So haben Schüler, die in der Türkei geboren wurden, ein ähnlich hohes Risiko für Leistungsschwächen in der Schule wie Kinder aus Polen. Bei den Migranten der zweiten Generation, die in Deutschland geboren wurden, unterscheidet sich das Risiko für Kinder türkischer Eltern ebenfalls nicht wesentlich von dem der Schüler aus italienischen Familien. Ein Grund für das vergleichsweise schlechte Abschneiden vieler Einwandererkinder ist, dass ihre Eltern selbst nur ein niedriges Bildungsniveau haben oder aus einfachen wirtschaftlichen und sozialen Verhältnissen stammen. Der soziale Hintergrund allein reicht als Erklärung für die Leistungs-schwäche aber nicht aus. Ein weiterer Grund können nach Ansicht der OECD-Forscher Sprachschwierigkeiten sein. Von den Migranten der ersten Generation, die im Ausland geboren und nach Deutschland eingewandert sind, sprechen knapp 80 Prozent zu Hause kein Deutsch. Bei ihren hierzulande geborenen Kindern liegt der Anteil mit knapp 50 Prozent zwar niedriger. Im OECD-Vergleich ist der Anteil der Einwanderer, die zu Hause nicht die Unterrichtssprache sprechen, allerdings deutlich geringer. Hierbei ist allerdings zu berücksichtigen, dass etwa bei der Einwanderung in die USA die Wahrscheinlichkeit, dass ein Muttersprachler kommt, wegen der großen Verbreitung des Englischen höher ist als bei der Einwanderung nach Deutschland. Generell gilt, dass die Schulklassen in Deutschland bunter zusammengesetzt sind als in vielen anderen Industrieländern. So haben von den 15-Jährigen Schülern hierzulande 28 Prozent einen Migrationshintergrund. Im OECD-Schnitt liegt der Anteil mit 23 Prozent deutlich geringer. Die Zahlen beziehen sich dabei auf das Jahr 2015 – der Flüchtlingszuzug nach Deutschland ist dabei also nur in Ansätzen erfasst. In der Summe steht Deutschland demnach in den kommenden Jahren vor noch größeren Herausforderungen bei der Sprachförderung.