Lesewelt gekündigt – Wen interessieren schon schlechte Leistungen Berliner Grundschüler?
Wie viele lokale Medien in der vergangenen Woche berichteten, haben bei den Vera-3-Prüfungen (ein Vergleichstest für Deutsch und Mathe bei Berliner Grundschülern der dritten Klasse) mehr als die Hälfte der im Mai getesteten Schülerinnen und Schüler unterdurchschnittliche Leistungen in den Bereichen “Lesen” und “Zuhören” erbracht. Zwei Kompetenzen, die regelmäßig in den ungezwungenen Lesewelt-Vorlesestunden außerschulisch trainiert werden. Gerade vor diesem Hintergrund ist es mehr als verwunderlich, dass das Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg kurzfristig die Zusammenarbeit mit Lesewelt am letzten Schultag vor den Sommerferien unter fadenscheinigen Gründen gekündigt hat. In dem Schreiben an Lesewelt Berlin e.V. heißt es, dass die Bibliotheken des Bezirks neue Formate ausprobieren möchten. Dass diese neuen Formate ausgerechnet ein etabliertes und gut besuchtes Angebot vornehmlich für bildungsbenachteiligte Vor- und Grundschulkinder verdrängen müssen, löst bei Eltern und ehrenamtlich Engagierten gleichermaßen Entsetzen aus. Dass der Bezirk zudem die Unverfrorenheit besitzt, die von Lesewelt geschulten und betreuten Engagierten ganz ungeniert unter Vorspiegelung falscher Tatsachen abzuwerben, verschlägt vielen die Sprache. Einmal mehr regiert eine Berliner Bezirksverwaltung nach Gutsherrenart, sehr zum Nachteil von bildungsbenachteiligten Berliner Kindern und den etablierten Ehrenamtsstrukturen. Und so etwas passiert in Zeiten, wo gefühlt in jedem zweiten Satz eines Politikers die Wichtigkeit von Bildung und ehrenamtlichem Engagement für die Gesellschaft hervorgehoben wird. Unfassbar!